Wer momentan mit offenen Augen durch München geht, wird von einer Vielzahl an Plakaten erschlagen. Doch da gerade die Oberbürgermeister Wahl ins Haus steht, haben sich an diversen Laternenmasten und Bäumen die Spitzenkandidaten verewigt. Nach über 20 Jahren wird es ab dem 16.März 2014 einen neuen Oberbürgermeister/in geben.
Und es hat sich etwas getan auf den Plakaten in München. Vorbei ist es mit verstört in die Kamera blickenden Politikern … nein! Diesmal zeigt man sie in Action (oder einfach gar nicht). Ich bin mir noch nicht ganz sicher was das in Bezug auf den FaceIsm-Effect bedeutet. (Platt gesagt: “Je mehr Gesichtsprominenz desto: kompetenter, intelligenter und ambitionierter wirkt man”). Ändern sich hier gerade die sozialen Blickwinkel? Oder werden Männer, dank fortschreitender Emanzipierung, nun auch nach eher weiblichen Attributen wie körperlicher Attraktivität und Emotionalität im Bild bewertet?
Doch zurück zu den Plakaten. Wie sieht es zum Beispiel bei Bündnis 90 Die Grünen aus? Vorbei ist es mit der Zeit als Ökomökis uns von Plakaten mit Blümchen in den Armen entgegen
grinsen oder eine Vielzahl von Getier schon fast ans Jungle-Camp erinnern ließen. Nein, 2014 steht alles im Schrift-Zeichen. Wortwörtlich.
Mit groß angelegter Typo werben sie mit grünen Wahlversprechen und heben sich damit deutlich von der Konkurrenz ab. Die CI-Farbe Grün immer wieder als Anker (mal in der Typo oder als Hintergrundfarbe) benutzt. Diese Plakate sind eindeutig, sowohl in Wort als auch in Bild als “die Grünen” wieder zu erkennen. Die Kampagne zieht sich noch etwas auf der Facebook Seite der Spitzenkandidatin durch, doch spätestens auf der Homepage der Münchner Grünen oder der Webseite von Sabine Nallinger sucht man vergeblich nach den erfrischenden Typoelementen. Schade, aber gutes Potenzial zur Wiedererkennung wird hier verschenkt.
Wahlplakate von Spitzenkandidat der CSU: Josef Schmid
Anders geht hier schon die CSU an die Münchner ran. Die Plakate, Facebook Seite und Webauftritt des Spitzenkandidat Josef Schmid sind modern, cool, aufeinander abgestimmt und reißerisch. Mal große Typo in poppigen Farben und moderner Form im Hintergrund, mal mit Josef Schmid mit kämpferischen Blick (vorbei an der Kamera) in die Zukunft gerichtet. (wuhu die Blickrichtung stimmt schon mal!)
Ob der Sportplatz im Hintergrund der Bilder passend für einen Typ im Anzug ist, drüber lässt sich wahrscheinlich diskutieren. Kann halt nicht jeder Guardiola sein.
Hier wird zwar das Potenzial richtig genutzt, nur will der Kandidat einfach nicht so recht zur Kampagne passen und auch der Wilde Farbenrausch macht dem Wähler die Wiedererkennung mit der CSU nicht leichter. Haben wir hier ein Authentizität Problem?
Facebook Seite von Spitzenkandidat der CSU: Josef Schmid
Webseite Seite von Spitzenkandidat der CSU: Josef Schmid
Webseite Seite der Münchner CSU
Wahlplakate von Spitzenkandidat der SPD: Dieter Reiter
Zu guter Letzt möchte ich noch den Blick auf die SPD nicht vergessen. Der Spitzenkandidat Dieter Reiter startet auch mit Typo Plakat, aber in femininen Farben möglichst weit weg von der CI. Bei seinen Porträt wurde viel Wert auf Natürlichkeit, pastellige Töne und noch mehr Weichzeichner im Hintergrund gesetzt. Auf diesen Wahlplakat wirkt er schon fast verletzlich mit Blick in die Vergangenheit. (Man beachte hier die Blickrichtung!)
Und dann passierte es. Ich schaute mir seine Webseite an. Bam, was für ein Unterschied. Wer hier noch an den natürlichen Burschen von neben an im Park denkt, wird hier auf den Rot/Blau flimmernden Boden der Realität zurückgeholt. Findet man da nicht den kleinen roten Home Button, möchte man fast an eine gespaltene Persönlichkeit denken und bricht enttäuscht auf der Landingpage ab. Immerhin findet der verwirrte Wähler auf den Unterseiten der Homepage und Facebook die Bildwelt der Plakate wieder.
Facebook Seite von Spitzenkandidat der SPD: Dieter Reiter
Webseite von Spitzenkandidat der SPD: Dieter Reiter
Facebook Seite der SPD
Mann kann nun über die Wahlplakate denken was man will, aber das wichtigste ist GEHT WÄHLEN!